Musik ist eine feine Sache. Ich glaube, es gibt kaum einen Menschen, den Musik nicht berührt. Und in der heutigen Zeit fällt es zudem noch sehr leicht an Musik jeglicher Art heranzukommen. Da kann es schon einmal passieren, dass einem, während man gerade im Konzert sitzt, oder während man sich einfach in der U-Bahn über Kopfhörer durch Musik in eine andere Welt entrücken lässt, der Gedanke kommt: „Musik … Genau das möchte ich später beruflich machen!“
Und in der Tat scheint das Berufsbild Profimusiker äußerst attraktiv zu sein: Man gibt große Konzerte mit der Musik, die man liebt und wird dafür auch noch bezahlt! Hinzu kommt all die Anerkennung, die man genießt, und der Status, den man als Musiker innehat und das Bild, das man im Allgemeinen mit so einem Beruf assoziiert, ist schon etwas Besonderes im Vergleich mit anderen Berufen. Diese Bilder sind nichts weiter, als Illusionen. Wer heute Berufsmusiker werden möchte, wird irgendwann mit der oft stark ernüchternden Realität konfrontiert: Es gibt immer weniger Publikum, dafür aber immer besser werdende Konkurrenz, es ist zwar nicht unbedingt mehr Arbeitsaufwand, als in anderen Berufen, dafür ist er aber wesentlich größer, als er dem normalen Konzertgänger scheint, außerdem spezieller und er verlangt sehr viel Ausdauer, das Gehalt ist selten außergewöhnlich hoch, in einigen Fällen eher grenzwertig niedrig und manchmal läuft ein Auftritt halt doch nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Psychische Anspannung und Lampenfieber haben schon einige Konzerte ruiniert, zumindest meinen dies die betroffenen Musiker. Der Werdegang im musikalischen Geschäft ist äußerst riskant. Viele Aspekte der Musikindustrie lassen zudem die Frage aufwerfen, ob dieser überhaupt erstrebenswert ist. Wer nicht gerade eine Stelle in einer musikalischen Institution wie dem MKO bekommt, das sich durch seine Förderung der zeitgenössischen klassischen Musik eine künstlerische Nische aufgebaut hat, muss oft in Programmen mitspielen, die einem oft trivial vorkommen, oder manchmal sogar von wenig künstlerischer Bedeutung sind, die aber aufgrund der Gefälligkeit des Publikums gespielt werden müssen, damit man nicht sofort am Hungertuch nagen muss. Ich denke, das einzige, was einen heutzutage dazu bewegen kann Profimusiker zu werden, ist die bedingungslose Liebe zur Musik. Aus dieser heraus erklären sich die meisten dazu bereit, tagtäglich bis an die Schmerzgrenze Tonleitern und trockene Technikübungen zu praktizieren, um hinterher musikalisch ein wenig mehr ausdrücken zu können als vorher. Aus dieser heraus entsteht der Wille, sich dem oft sehr nervenaufreibenden musikalischen Betrieb hinzugeben. Auf jeden Fall braucht es Nerven, um heutzutage Musiker zu werden. Einige Musikstudenten studieren nebenher noch andere Fächer wie Medizin, oder Jura für den Fall, dass es mit dem Musikerdasein nichts werden soll. Außerdem ist der Druck bei Probespielen und manchen Konzerten für viele so hoch, dass sie zu gewissen Medikamenten, die oft ziemlich gesundheitsschädlich sind, greifen, um ihre Nervosität zu senken. Wer jedoch die Nerven und die bedingungslose Liebe zur Musik besitzt, der wird sicherlich im Musikerdasein eine unglaubliche Lebenserfüllung sehen. Und das wiegt oftmals sehr viele Nachteile auf! SH
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Wie in einem der letzten Blogbeiträge bereits erwähnt, sind wir kürzlich auf neue Informationen bezüglich der ersten Jahre des MKOs gestoßen. Bei einem Planungstreffen haben wir die nächsten Schritte für diese Zusammenarbeit mit dem MKO-Management festgelegt, bei der es um die Recherche der MKO-Geschichte geht.
Gemeinsam haben wir uns für eine digitalisierte Form der Aufarbeitung entschieden, die auf der Website des MKO verlinkt werden soll. Besonders der persönliche Aspekt soll natürlich in der entstehenden Arbeit nicht fehlen, da uns ja genau das durch das gegebene Material ermöglicht wurde. Deshalb wird es an Fotos, Berichterstattungen aus dieser Zeit, Anekdoten und persönlichen Zeichnungen natürlich nicht mangeln. Was uns bei diesem Projekt an Erfahrungen fehlt, z.B. im Bezug auf das Layout, gleichen wir durch Motivation aus, weswegen wir sehr positiv in die Zukunft schauen. Auch steht uns das MKO bei Fragen jeder Art unterstützend zur Seite. Vielen Dank dafür! Wir sind gespannt, was wir aus dem Material alles machen können und freuen uns darauf bestehende Lücken in der Geschichte zu schließen. CH Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack aus dem Archiv von Christoph Stepp: Das MKO in seinen Anfangsjahren unter der Leitung von Christoph Stepp, fotografiert von Paul Moor, Sophiensaal München Ungeduldig und voller Erwartungen auf einen weiteren wunderschönen Abend voller Musik saß ich im Prinzregententheater und blickte durch den nahezu komplett ausgefüllten Saal. Die Atmosphäre war unglaublich, es schien so, als würde jeder das letzte Abonnementkonzert in dieser Saison mit allen Sinnen genießen.
Ich aber freute mich besonders auf die Uraufführung von David Fennessy’s Werk „Hirta Rounds“, welches ich schon am vorherigen Tag im Rahmen eines Werkstattkonzertes mit dem Titel „2x hören“ erleben durfte. Dort habe ich mir einen ersten Eindruck von dem jungen Komponisten und der Entstehung dieses Stückes machen können. Fennessy erzählte, dass er die Schule abgebrochen hatte, um klassische Komposition zu studieren. Das faszinierende dabei war, dass eine Rockgitarre ihn auf diese Idee gebracht hat. Weiterhin erzählte er, dass er vor einiger Zeit Hirta besuchte, die Hauptinsel der Inselgruppe St. Kilda. Diese Insel war völlig abgeschieden von der restlichen Welt, oder wie Fennessy es selbst ausdrückte: „A rock in the middle of the ocean“. Trotz dieser Abgeschiedenheit lebte dort einst eine kleine Gruppe von Menschen, die um 1930 herum ausgewandert ist. Diese menschenleere Insel hatte laut Fennessy etwas Geisterhaftes, man habe immer noch die Anwesenheit dieser Gemeinschaft gespürt. Und genau diese besondere Atmosphäre war inspirierend für das Werk. Die 16 Musiker symbolisierten die kleine Gemeinschaft, das Stück war mit den unzähligen Flageoletts, leeren Saiten und Ober- und Untertönen durchaus geisterhaft. Für Fennessy war es zugleich „das simpelste und komplexeste Stück, das [er] jemals komponiert hat“. Mir persönlich gefiel das Werk sehr gut, das Bild von der einsamen Insel blieb während des ganzen Stückes im Kopf. Gleichzeitig war ich überrascht, wie interessant und schön so ein modernes Werk sein kann, das aus einem Gefühl oder einer Eingebung entstand. Das Publikum war auch begeistert von dieser Aufführung und gab einen langen, intensiven Beifall. Überall wo man hinschaute, sah man strahlende Gesichter. Im zweiten Teil wurde Ludwig van Beethovens Konzert für Violine und Orchester in D-Dur von der herausragenden Solistin Isabelle Faust gespielt. Ich war gerührt von ihrer Interpretation des Werkes und ihrem ausdrucksstarken Spiel. Eine nahezu feierliche Stimmung breitete sich im Saal aus, fast andächtig nahm man dieses Stück in sich auf. Nach den letzten virtuosen Klängen brach ein tosender Applaus aus, der minutenlang anhielt. Insgesamt war der Abend fantastisch mit solch verschiedenen, einzigartigen Werken, die einen manchmal zum schmunzeln gebracht und manchmal melancholisch gestimmt haben. Vor allem jedoch haben sie den Zuhörern die grenzenlose Welt der Musik nahe gebracht. So konnte man sich einerseits über ein modernes Werk wie „Hirta Rounds“ freuen, andererseits aber auch etwas Zeitloses wie Beethoven genießen. TTH |
AutorWir sind Schüler in der Oberstufe des musischen Pestalozzi Gymnasiums München. Unser P-Seminar im Fach Musik arbeitet eng mit dem MKO (Münchener KammerOrchester) zusammen. Wir bekommen Einblicke in die Arbeit der Profimusiker, der Manager und in so ziemlich alle Arbeitsbereiche einer solchen Institution. Einträge
Januar 2016
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