Ungeduldig und voller Erwartungen auf einen weiteren wunderschönen Abend voller Musik saß ich im Prinzregententheater und blickte durch den nahezu komplett ausgefüllten Saal. Die Atmosphäre war unglaublich, es schien so, als würde jeder das letzte Abonnementkonzert in dieser Saison mit allen Sinnen genießen.
Ich aber freute mich besonders auf die Uraufführung von David Fennessy’s Werk „Hirta Rounds“, welches ich schon am vorherigen Tag im Rahmen eines Werkstattkonzertes mit dem Titel „2x hören“ erleben durfte. Dort habe ich mir einen ersten Eindruck von dem jungen Komponisten und der Entstehung dieses Stückes machen können. Fennessy erzählte, dass er die Schule abgebrochen hatte, um klassische Komposition zu studieren. Das faszinierende dabei war, dass eine Rockgitarre ihn auf diese Idee gebracht hat. Weiterhin erzählte er, dass er vor einiger Zeit Hirta besuchte, die Hauptinsel der Inselgruppe St. Kilda. Diese Insel war völlig abgeschieden von der restlichen Welt, oder wie Fennessy es selbst ausdrückte: „A rock in the middle of the ocean“. Trotz dieser Abgeschiedenheit lebte dort einst eine kleine Gruppe von Menschen, die um 1930 herum ausgewandert ist. Diese menschenleere Insel hatte laut Fennessy etwas Geisterhaftes, man habe immer noch die Anwesenheit dieser Gemeinschaft gespürt. Und genau diese besondere Atmosphäre war inspirierend für das Werk. Die 16 Musiker symbolisierten die kleine Gemeinschaft, das Stück war mit den unzähligen Flageoletts, leeren Saiten und Ober- und Untertönen durchaus geisterhaft. Für Fennessy war es zugleich „das simpelste und komplexeste Stück, das [er] jemals komponiert hat“. Mir persönlich gefiel das Werk sehr gut, das Bild von der einsamen Insel blieb während des ganzen Stückes im Kopf. Gleichzeitig war ich überrascht, wie interessant und schön so ein modernes Werk sein kann, das aus einem Gefühl oder einer Eingebung entstand. Das Publikum war auch begeistert von dieser Aufführung und gab einen langen, intensiven Beifall. Überall wo man hinschaute, sah man strahlende Gesichter. Im zweiten Teil wurde Ludwig van Beethovens Konzert für Violine und Orchester in D-Dur von der herausragenden Solistin Isabelle Faust gespielt. Ich war gerührt von ihrer Interpretation des Werkes und ihrem ausdrucksstarken Spiel. Eine nahezu feierliche Stimmung breitete sich im Saal aus, fast andächtig nahm man dieses Stück in sich auf. Nach den letzten virtuosen Klängen brach ein tosender Applaus aus, der minutenlang anhielt. Insgesamt war der Abend fantastisch mit solch verschiedenen, einzigartigen Werken, die einen manchmal zum schmunzeln gebracht und manchmal melancholisch gestimmt haben. Vor allem jedoch haben sie den Zuhörern die grenzenlose Welt der Musik nahe gebracht. So konnte man sich einerseits über ein modernes Werk wie „Hirta Rounds“ freuen, andererseits aber auch etwas Zeitloses wie Beethoven genießen. TTH
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AutorWir sind Schüler in der Oberstufe des musischen Pestalozzi Gymnasiums München. Unser P-Seminar im Fach Musik arbeitet eng mit dem MKO (Münchener KammerOrchester) zusammen. Wir bekommen Einblicke in die Arbeit der Profimusiker, der Manager und in so ziemlich alle Arbeitsbereiche einer solchen Institution. Einträge
Januar 2016
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