Als ich mich am Anfang dieses P-Seminars dafür entschied über die Geschichte des Münchener Kammerorchesters zu berichten, habe ich erst einmal einen Berg von Informationen u.a. über verschiedensten Tourneen des MKO oder über Konzerte, verbunden mit den dort gespielten Werken und den mitwirkenden Künstlern, erwartet bzw. mir – ehrlich gesagt – auch ein bisschen erhofft.
Da dem aber nicht so war, ist die Freude jetzt umso größer: In den Pfingstferien erhielten wir bei einem Treffen mit einer der Töchter des Gründers Christoph Stepp drei Ordner mit tausenden Infos vor allem über die ersten sechs Jahre des in den 50er Jahren gegründeten MKO. Als ich dieses Material zum ersten Mal zu Gesicht bekam, hatte ich sofort den Eindruck, dass unserer Gruppe bislang genau so etwas gefehlt hat! Endlich haben wir etwas, wonach wir unser Projekt richten können. Diese Ordner bringen uns nicht nur erheblich in unserer bisherigen Projektarbeit voran, sondern liefern uns zugleich eine Sichtweise auf die damalige Situation im Orchester. Dies mag wohl daran liegen, dass neben zahlreichem Bildmaterial und Infos zu den einzelnen Personen sowie zum 50-jährigen Jubiläum auch persönliche Dinge, wie beispielsweise kleine selbst gezeichnete Sketche oder Briefe an die Heimat, die während den Tourneen verfasst wurden, eine große Rolle spielen (ohne zu viel verraten zu wollen). Und genau diese kleinen Sachen haben mir wieder gezeigt, warum ich mich damals für das Projekt entschieden habe: Der Öffentlichkeit etwas zugänglich machen, worin ich mich selbst stundenlang im Durchstöbern verlieren könnte. Dieses umfangreiche Archiv, mit einer großen Fülle lässt uns sogar mit dem Gedanken spielen, erst einmal nur über die Jahre unter Christoph Stepp zu berichten. In welcher Form ist jedoch noch offen. MH
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Letzte Woche fanden an unserer Schule wieder die Additumsprüfungen statt. Für die Schüler ist das immer mit großen nervlichen Anspannungen verbunden, da die Noten, die dort vergeben werden, schon fürs Abitur zählen.
Ich habe erst vor ein paar Tagen vorgespielt und Vorspielen gehört nicht unbedingt zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, was vor allem an einer Sache liegt: der Aufregung. Manche Menschen können mit Nervosität und Aufregung gut umgehen. Andere, und zu denen zähle ich leider auch, kommen damit überhaupt nicht klar und es wird auch nicht besser, sondern von Vorspiel zu Vorspiel eher schlimmer. Man zittert dann immer am ganzen Körper, was beispielsweise für Sänger ungünstig ist, wenn sich ein ungewolltes Vibrato in die Stimme schleicht. Bei Streichern holpert der Bogen über die Saite und sorgt so für einen unsicheren Klang. Die Aufregung macht alles kaputt, wofür man Wochen, wenn nicht Monate geübt hat. Ich bekomme zwar oft gesagt, man würde trotzdem hören, was ich geübt habe, aber es ärgert mich, weil ich weiß, ich könnte es besser spielen. Deswegen stelle ich mir häufig die Frage, ob es überhaupt sinnvoll ist, Musik zu bewerten! Oft habe ich schon gehört, dass vielen Schülern durch diese Vorspiele, die Freude an der Musik verloren gegangen ist und ich frage mich dann immer, ist es das wert? Ist es das wert, dass Kinder oder Jugendliche die Freude an ihrem Instrument verlieren, nur weil sie vorspielen müssen? Musik soll meiner Meinung Spaß machen und die Angst vor dem nächsten Vorspiel soll nicht die Freude daran mindern. Natürlich ist es wichtig ein Ziel vor Augen zu haben, für das man Stunden, Tage und Wochen übt. Aber ein Vorspiel ganz ohne Bewertungsdruck würde diesen Zweck auch erfüllen. Doch vielen ist das nicht genug und das verstehe ich auch, denn so geht es mir, trotz meiner Angst, auch. Sie wollen vorspielen und sich beweisen, um danach sagen zu können, ich hab´s geschafft! Vor Lehrern oder Juroren, die dann die schwierige Aufgabe haben, diesen jungen Menschen zu bewerten, habe ich großen Respekt. Denn wie will man sagen, das war unglaublich schlecht oder unglaublich gut oder nur „mittel“? Da kann man dann oft nur sagen: „Es liegt im Auge des Betrachters!“ Aber ist das zufriedenstellend? JG „Was wollt ihr denn mit Musik? Mit einer Fidel kann man doch nicht die Welt verbessern!“, so rief einst ein Lehrer in meine Klasse. Diese Meinung teilen wohl einige. Braucht man Musik also? Theoretisch nicht, aber dann könnte man ebenso auf Himbeermuffins, Shampoos und den Fernseher verzichten.
Musik ist (eben) eine Kunst, also prinzipiell nichts Lebensnotwendiges, jedoch mit einer beeindruckenden Wirkung: Bestimmt hat man schon mal von den Studien gehört, welche beweisen, dass das Gehirn der Profimusiker neue Verknüpfungen herstellt und sich bestimmte Bereiche des Gehirns vergrößern. Wenn man bedenkt, dass beim Praktizieren der Musik Konzentration, Koordination, Gedächtnis etc. trainiert werden, dann ist das auch nicht gerade verwunderlich. Selbst beim Musikhören wird das Gehirn beansprucht. Einen Einblick in ihr Musikerleben gewährt uns die Profigeigerin Andrea Schumacher vom MKO in einem Interview. Für sie spielt besonders die klassische Musik ein Rolle und hat demnach einen großen Einfluss: „Als Berufsmusikerin ist es manchmal nicht leicht, klassische Musik entspannt und unvoreingenommen zu hören, da ich ja innerlich immer mitspiele, sozusagen mental dabei übe, natürlich besonders bei Stücken, die zu meinem Repertoire gehören.“ Außerdem treibt Musik uns zu Hochleistungen, was eine Forschung des Max-Planck-Instituts Leipzig zeigt: Es wurde herausgefunden, dass mit Sportgeräten, die Musik erzeugen eine höhere Leistungsfähigkeit erzielt werden kann, die durch die Motivation und die Freude an der Musik sowie den gleichmäßigen Rhythmus hervorgerufen wird. Aber die Musik unterstützt den Menschen auch seelisch in schwierigen Situationen. „Meine Schwester (mit 3 Kindern!) verlor ihren Mann beim Klettern, und ich spielte in der Kirche bei der Trauerfeier, da half die Musik mir und den Angehörigen, sie war Trost und lud ein, sich dem Kreislauf von Leben und Tod hinzugeben.“, teilt uns Frau Schumacher mit. Und es scheint wahr zu sein, denn wenn meine Welt in Trümmern liegt, verkrieche ich mich gern in mein Zimmer, denke an einen der Beatle-Songtexte „Take a sad song and make it better“ und summe ein trauriges Lied, treffe die Töne manchmal nicht ganz, aber das spielt dann keine Rolle, denn ich fühle mich vom Universum etwas verstanden. Musik ist also eine Art Sprache bei der dem Zuhörer Emotionen durch Schwingungen vermittelt werden. Und das Faszinierende ist, dass Gottes Fluch über Babylon bei der Musik eine Ausnahme macht: Denn jeder auf der Welt versteht diese Sprache. Die Bedeutung der Musik in unserer Gesellschaft beschreibt Andrea Schumacher so: „Ich bin davon überzeugt, dass es äußerst wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche nicht nur reines Kopfwissen anhäufen, sondern durch kreatives Tun, wie Musizieren, in ihrem ganzen Wesen gebildet werden. Was ich immer wieder feststelle, ist, dass ich nach gutem Üben in einem hellwachen, gesammelten, zufriedenen und erfüllten Zustand bin, das gilt auch bei Orchesterproben, wenn das Musizieren und die Arbeitsatmosphäre im Fluss sind. Es kann passieren, dass ich über die Musik Lebenserkenntnisse bekomme und auch das gemeinsame Musizieren eine ganz eigene soziale Bindung herstellt.“ Auf die Frage, ob sie Musik brauche, antwortete Andrea Schumacher: „Wenn ich im Urlaub länger gar keine klassische Musik gehört habe, merke ich oft erst hinterher, wie sehr sie mir gefehlt hat. So ist es mir mal passiert, dass mir bei den ersten Klängen einer Mozart-Sinfonie (über Kopfhörer im Flugzeug) die Tränen kamen vor Freude, Sehnsucht, Verstanden-werden und tiefer Berührung der Seele…“ WD |
AutorWir sind Schüler in der Oberstufe des musischen Pestalozzi Gymnasiums München. Unser P-Seminar im Fach Musik arbeitet eng mit dem MKO (Münchener KammerOrchester) zusammen. Wir bekommen Einblicke in die Arbeit der Profimusiker, der Manager und in so ziemlich alle Arbeitsbereiche einer solchen Institution. Einträge
Januar 2016
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