Am letzten Donnerstag, den 25. Februar 2016, war es soweit. Für vier von uns ging es auf eine der berühmtesten Bühnen, der Theater- und Musikwelt Münchens. Für 30 Minuten hatten wir das Vergnügen, das Publikum auf das darauf folgende Konzert des Münchener Kammmerorchester einzuführen. Jedoch waren es nicht nur diese halbe Stunde, die diesen Abend so spannend machte, sondern auch die fünf Stunden davor.
Der Blog in dem Blog – „Der 25. Februar“ 15.45 Uhr, Eingang Prinzregententheater: Gespannt wie Flitzebögen trafen wir uns am Prinzregententheater. Uns wurden der Bühnenberiech und die Garderobenräume gezeigt und ein eigener Raum zugeteilt. Es war das erste Mal, dass wir erlebt haben, wie die Stimmung hinter den Kulissen ist: gespannt, nett und fokussiert. 16.00 Uhr, Bühne: Nachdem alle eingetroffen waren, ging es für uns schon direkt zum Soundcheck. Das nette Tontechnikerteam des Prinzregententheater verkabelte uns von der Hüfte, über den Rücken, entlang des Halses und an der Wange mit einem Mikro, welches wir so nur aus Talkshows im Fernsehen kannten. Sofort wurde einem klar, dass alles sehr professionell und strukturiert ablaufen wird. Zum kalibrieren und einstellen unserer Headsets ging es dann auch schon auf die Bühne. Wir gingen alle Schritte unseres Auftritts noch einmal durch und uns wurde schnell bewusst, dass wir an den ein, oder anderen Stellen noch feilen mussten – gerade an meinem Moderationspart (#Texthänger). 16.45 Uhr, Garderobenraum: Zuversichtlich aber etwas nervöser versammelten wir uns alle in unserem Aufenthaltsraum und durch Brainstorming kamen wir auf ein paar Änderungen unserer Auftrittsagenda. Im Kreis besprachen wir, wie wir uns im Interview von anderen Dialogen absetzen könnten und uns kam die Idee mit der „Sagen sie jetzt bitte nichts“-Rubrik des SZ-Magazins, indem wir unsere Interviewpartner, Alexander Liebreich und Komponist Manos Tsangaris fragen wollten, nur mittels Gestik und ohne Worte zu antworten. Nach und nach verließen ein paar Leute unseres Seminars das Theater für ein paar Minuten, um sich einen Döner zu gönnen oder um sich umzuziehen. Währenddessen beschäftigten wir – die Vier, die in circa einer Stunde auf der Bühne stehen werden – mit unseren Texten und Fragen. Als Moderator, dem vor ein paar Minuten bewusst geworden ist, dass er seine An- und Abmoderation noch kaum einstudiert hatte, ging ich meinen Text ein ums andere Mal durch und fühlt mich dann doch recht schnell sicher. Zusammen simulierten wir anschließend den Ablauf noch mindestens viermal, bis wir uns bereit fühlten. 18.30 Uhr, Garderobenraum: Die letzte halbe Stunde war bestimmt durch last-minute Umziehaktionen, Rhetorikspielchen und Motivationsfloskeln. Bis wir wieder verkabelt wurden, haben die Mädchen unter uns die finalen Schritte des Schickmachens unternommen und von ihrer Aufgeregtheit berichtet. 19.20 Uhr, Bühne: Nun ging es für uns auf die Bühne. Noch im Vorraum motivierten wir uns alle gegenseitig und wir trafen unsere beiden Interviewpartner. Beide schienen sehr entspannt und nahmen uns ein bisschen die Aufregung. Als dann die Inspizientin uns das Zeichen gab loszulegen, ging alles sehr schnell. Ohne große Aufregung und mit viel Freude führten wir vier, dank unserer Dialogpartner, ein nettes und unangespanntes Interview. Humorvoll und dennoch sachlich beantworteten Alexander Liebreich und der wahnsinnig gesprächige Manos Tsangaris unsere Fragen. 19.50 Uhr, Bühne und Parkett: Unter Beifall verließen wir die Bühne, legten die Mikros ab und begaben uns sofort auf die andere Seite des Geschehens. Im Zuschauerraum trafen wir auf den Rest unseres Seminars, Lehrer und freundliche Fremde, die uns gratulierten. Der Rest des Abends verging wie im Flug und nach dem tollen Konzert, das insbesondere durch Innovation (Tsangaris „pizzicato mysterium“) und dank eines bravurösen Orchesters an diesem Abend glänzte. Robert Schumanns Klavierkonzert und Ludwig van Beethovens 2. Sinfonie waren im Klang und Ausführung herausragend und stießen im Nachhinein auf viel positive Kritik. Nach dem Konzert hatten wir sogar noch das Vergnügen mit den Musikern selbst und den Freunden des Kammerorchesters zusammenzukommen und sich bei einem Getränk über Themen auszutauschen. Wir freuen uns schon auf unsere nächste Konzerteinführung im Herbst! Niklas Huppmann
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Maria Callas, Enrico Caruso und Frederic Chopin kannten es, ebenso wie Vladimir Horrowitz, John Lennon und Robbie Williams. Jeder zweite Berufsmusiker soll angeblich darunter leiden: Lampenfieber … Seit Beginn unseres Seminars mit dem Münchner Kammerorchester sind bereits fünf Monate vergangen; die Zeit der Konzerteinführung am 25. Februar rückt also unaufhaltsam näher. Da ist verständlich, dass die Vorfreude, aber auch die Aufregung stetig steigt: Lampenfieber, - das will doch keiner! Tatsächlich aber kennt es so gut wie fast jeder, der sich schon einmal ins Rampenlicht stellen durfte. Daher stammt das Wort auch aus dem Theater, umfasst aber weit mehr. Eng verwandt sind mit dem Lampenfieber die Prüfungs-, Kamera-, Mikrophon- und die Sprechangst, welche allesamt durch den Gedanken ausgelöst werden, dass die oder der Vortragende vom Publikum bewertet wird. Schwindel, Schweißausbrüche und andere Stressreaktionen, die die Leistung potentiell mindern, können die Folge sein. Frederic Chopin vermied deshalb vorzugsweise Auftritte als Pianist und komponierte lieber. Die Sopranistin Maria Callas zum Beispiel soll sich vor ihren Auftritten sogar übergeben haben. Ein gesundes Maß an Anspannung aber sorgt durchaus für Leistungssteigerung. Ein bisschen Lampenfieber gehört also einfach dazu, nur sollte man sich nicht völlig verrückt machen. Mein Klavierlehrer überraschte mich einmal damit, als er am Ende einer Unterrichtsstunde sagte, wir müssten jetzt Schluss machen, da er in zwanzig Minuten einen Auftritt habe. Auf meinen verdutzten Blick antwortete er, dass er vor seinen Konzerten immer besonders ruhig und gelassen sei. - Nun, ich zweifle, dass es uns bei der Konzerteinführung so gehen wird wie ihm, auch wenn andere Musiker wie zum Beispiel die Pianisten Lang Lang oder Martin Stattfeld Ähnliches berichten. Ich wünsche uns auf jeden Fall „toi, toi, toi“, „Hals und Beinbruch“, „merde“ oder „in bocca al lupo“ – es wird schon schiefgehen, - denn am Ende rettet das furchtlose Münchner Kammerorchester sowieso den Auftritt. Ich freue mich darauf ... trotz Lampenfieber!
Christoph Hoffmann |