Nach dem Gala-Preisträgerkonzert des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs hatte ich die Möglichkeit den Initiator und künstlerischen Leiter Krzysztof Wegrzyn zu treffen. In einem kurzen Interview habe ich versucht, einiges über seine Arbeit, das MKO und den Werdegang der Teilnehmer in Erfahrung zu bringen. Die folgende Fassung ist gekürzt.
Sie sind künstlerischer Leiter des Wettbewerbs. Was genau fällt in Ihren Aufgabenbereich? Das ist eine kurze Frage und extrem lange Antwort: Alles, was irgendwie mit der Kunst zu tun hat. So z.B. die Zusammenstellung des Programms sowie des Repertoires, die Einladung aller Mitarbeiter auf dem Gebiet „Kunst“- das heißt die Jury, die Pianisten, den Komponisten für das Auftragswerk und schließlich den Dirigenten und das Orchester. Darüber hinaus muss ich Entscheidungen treffen; so prüfe ich das zugesandte Repertoires. Und dann bin ich natürlich ganz grundsätzlich immer damit konfrontiert, was junge Künstler und unsere Teilnehmer von dem Umfeld hier erwarten oder erwarten können. Also ich werde eigentlich bei allem, was nur im Entferntesten mit der Kunst oder den Künstler zu tun hat, konsultiert. Das sind auch Sachen, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht sieht, wie beispielsweise die Entscheidung, wie viel Einspielzeit ein Künstler vor dem Auftritt braucht. Wie gesagt, alles was unsere Künstler hier betrifft, muss erst durch die Instanz des künstlerischen Leiters bestätigt werden. Das ist relativ viel, aber umso interessanter ist das Ganze. Warum wurde gerade das MKO als Begleitorchester für das Semifinale ausgewählt? Ganz einfach: Wir suchen nach dem Besten vom Besten. Außerdem war das MKO verfügbar und es war auch mein Wunsch. Wir streben nach höchster Qualität bei unseren Teilnehmenden und bieten ihnen auch höchste Qualität aus dem Umfeld des Wettbewerbs. Und ich brauche nicht zu betonen, wie gut das Orchester ist, nämlich ausgezeichnet. Und sympathisch! Ich kann das jetzt sagen: Es gab niemanden, der irgendeine Unzufriedenheit von sich gegeben hat. Ganz im Gegenteil! Ich habe sehr viele Kommentare von den Teilnehmern gehabt, wie dankbar sie sind, dass sie mit so einem Orchester auftreten durften. – An dieser Stelle ein kleiner Einschnitt: Auch ich kann sagen, dass unser P-Seminar im Laufe des letzten Jahres nicht nur mit irgendeinem Profiorchester zusammengearbeitet hat, sondern das sympathische und schwungvolle Auftreten (nicht nur in den Konzerten) des MKO erleben durfte. Also an diesem Punkt auch von uns nochmal ein herzliches Dankeschön für die tolle Kooperation. – Haben Sie den Eindruck, dass alle Teilnehmer solistische Karrieren anstreben oder auch viele ihren Platz im Orchester finden? Statistisch gesehen ist es unmöglich, dass alle solistische Karrieren starten. Aber ich glaube am Anfang der Ausbildung und des musikalischen Werdegangs ist es gut, sich in diese Richtung entwickeln zu wollen. Auch die Leute, die heute sogenannte Solisten sind, suchen früher oder später nach kammermusikalischer Betätigung oder Lehrtätigkeit. Heute ist es also fast unmöglich, nur vom solistischen Spiel zu leben. Also denke ich, dass auf gar keinen Fall alle eine solistische Karriere beginnen, und wenn man dann in einem sehr guten Orchester spielt, ist das doch eigentlich wunderbar! Wenn die Leute eine Möglichkeit haben, z.B. im MKO unterzukommen, dann ist das sehr gut und dann muss jeder von uns seinen Platz im Musikleben finden, wenn wir das wirklich lieben. Vielen Dank für das Interview! Das Treffen mit Prof. Krzysztof Wegrzyn war eine wunderbare Gelegenheit einen Blick hinter die Kulissen eines großen internationalen Wettbewerbs zu werfen. Es war nicht nur eine tolle persönliche Erfahrung, sondern hat auch unglaublich Spaß gemacht, denn mit Krzysztof Wegrzyn hatte ich das Glück eines sehr offenen und humorvollen Interviewpartners. VS
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AutorWir sind Schüler in der Oberstufe des musischen Pestalozzi Gymnasiums München. Unser P-Seminar im Fach Musik arbeitet eng mit dem MKO (Münchener KammerOrchester) zusammen. Wir bekommen Einblicke in die Arbeit der Profimusiker, der Manager und in so ziemlich alle Arbeitsbereiche einer solchen Institution. Einträge
Januar 2016
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