Die Abiturprüfungen rücken immer näher, was jedoch nicht nur das wahrscheinlich von allen lang ersehnte Ende der Schullaufbahn ankündigt, sondern ebenfalls bedeutet, dass die Arbeit im P-Seminar und somit unsere Zusammenarbeit mit dem MKO jetzt abgeschlossen ist. Somit werden die meisten Mitglieder dieser Kooperation auf die letzten eineinhalb Jahre zurückblicken und sich fragen: Hat sich eine Zusammenarbeit dieser Art gelohnt? Welche Bedeutung hat ein solches Projekt für Jugendliche und die Szene der klassischen Musik in der heutigen Zeit?
Ebendiese Fragen stellte sich das P-Seminar gemeinsam mit Katrin Beck und Malaika Eschbaumer vom MKO in einer der letzten Sitzungen und wir stellten fest, dass eine solche Zusammenarbeit sowohl aus Sicht der Institutionen für klassische Musik, als auch von uns Jugendlichen als äußerst positiv empfunden wird. Einige von uns sind sogar der Ansicht, dass Projekte dieser Art Hoffnung für die Zukunft der klassischen Musik spenden. Deshalb ist es sehr erfreulich, dass seit diesem Herbst das Luitpoldgymnasium und voraussichtlich nächstes Jahr wieder ein P-Seminar des Pestalozzigymnasiums mit dem MKO kooperieren. Für die zusätzliche Arbeit und Mühe, die dadurch für das MKO anfällt, möchten wir dem gesamten Orchester und ganz besonders Katrin Beck und Malaika Eschbaumer an dieser Stelle sehr herzlich für ihr großes Engagement danken. Damit diejenigen, die sich für eine solche Erfahrung interessieren, einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen können, wie sich ein solches Seminar gestalten kann, organisieren wir am Mittwoch, den 03.02.2016, von der 6.-7. Stunde eine Veranstaltung, in der neben der Vorstellung unserer Projekte wie der Konzerteinführung, dem Text für das Programmheft zum 6. ABO-Konzert, der Erstellung einer Broschüre zum Thema Musikvermittlung beim MKO, der Zusammenstellung einer Übersicht über die 60-jährige Geschichte des MKO und natürlich dem Blog, die Sinfonie Nr. 49 “La Passione“ von Joseph Haydn und das Intermezzo und Scherzo von Franz Schreker erklingen werden. Eine Begrüßungsrede wird der Schuldirektor Herr Fuchs halten. Herzlich eingeladen, bei dieser Veranstaltung zuzuhören, sind alle Schüler der 10. bis 12. Jahrgangsstufe und Lehrer des Pestalozzigymnasiums. Da dies das letzte Projekt des P-Seminars in diesem Jahr sein wird, ist dies auch der letzte Artikel, der von Schülern unserer Jahrgangsstufe geschrieben wird. Ob wir unsere im ersten Artikel angekündigte Absicht, Leuten in unserem Alter die Leidenschaft für klassische Musik nahezulegen, erreicht haben, muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Für uns steht jedoch fest, dass es uns viel Freude bereitet hat, auf diese Art und Weise unsere Erlebnisse mit diesem einmaligen Orchester zu schildern.
0 Kommentare
Nach dem Gala-Preisträgerkonzert des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs hatte ich die Möglichkeit den Initiator und künstlerischen Leiter Krzysztof Wegrzyn zu treffen. In einem kurzen Interview habe ich versucht, einiges über seine Arbeit, das MKO und den Werdegang der Teilnehmer in Erfahrung zu bringen. Die folgende Fassung ist gekürzt.
Sie sind künstlerischer Leiter des Wettbewerbs. Was genau fällt in Ihren Aufgabenbereich? Das ist eine kurze Frage und extrem lange Antwort: Alles, was irgendwie mit der Kunst zu tun hat. So z.B. die Zusammenstellung des Programms sowie des Repertoires, die Einladung aller Mitarbeiter auf dem Gebiet „Kunst“- das heißt die Jury, die Pianisten, den Komponisten für das Auftragswerk und schließlich den Dirigenten und das Orchester. Darüber hinaus muss ich Entscheidungen treffen; so prüfe ich das zugesandte Repertoires. Und dann bin ich natürlich ganz grundsätzlich immer damit konfrontiert, was junge Künstler und unsere Teilnehmer von dem Umfeld hier erwarten oder erwarten können. Also ich werde eigentlich bei allem, was nur im Entferntesten mit der Kunst oder den Künstler zu tun hat, konsultiert. Das sind auch Sachen, die man auf den ersten Blick vielleicht gar nicht sieht, wie beispielsweise die Entscheidung, wie viel Einspielzeit ein Künstler vor dem Auftritt braucht. Wie gesagt, alles was unsere Künstler hier betrifft, muss erst durch die Instanz des künstlerischen Leiters bestätigt werden. Das ist relativ viel, aber umso interessanter ist das Ganze. Warum wurde gerade das MKO als Begleitorchester für das Semifinale ausgewählt? Ganz einfach: Wir suchen nach dem Besten vom Besten. Außerdem war das MKO verfügbar und es war auch mein Wunsch. Wir streben nach höchster Qualität bei unseren Teilnehmenden und bieten ihnen auch höchste Qualität aus dem Umfeld des Wettbewerbs. Und ich brauche nicht zu betonen, wie gut das Orchester ist, nämlich ausgezeichnet. Und sympathisch! Ich kann das jetzt sagen: Es gab niemanden, der irgendeine Unzufriedenheit von sich gegeben hat. Ganz im Gegenteil! Ich habe sehr viele Kommentare von den Teilnehmern gehabt, wie dankbar sie sind, dass sie mit so einem Orchester auftreten durften. – An dieser Stelle ein kleiner Einschnitt: Auch ich kann sagen, dass unser P-Seminar im Laufe des letzten Jahres nicht nur mit irgendeinem Profiorchester zusammengearbeitet hat, sondern das sympathische und schwungvolle Auftreten (nicht nur in den Konzerten) des MKO erleben durfte. Also an diesem Punkt auch von uns nochmal ein herzliches Dankeschön für die tolle Kooperation. – Haben Sie den Eindruck, dass alle Teilnehmer solistische Karrieren anstreben oder auch viele ihren Platz im Orchester finden? Statistisch gesehen ist es unmöglich, dass alle solistische Karrieren starten. Aber ich glaube am Anfang der Ausbildung und des musikalischen Werdegangs ist es gut, sich in diese Richtung entwickeln zu wollen. Auch die Leute, die heute sogenannte Solisten sind, suchen früher oder später nach kammermusikalischer Betätigung oder Lehrtätigkeit. Heute ist es also fast unmöglich, nur vom solistischen Spiel zu leben. Also denke ich, dass auf gar keinen Fall alle eine solistische Karriere beginnen, und wenn man dann in einem sehr guten Orchester spielt, ist das doch eigentlich wunderbar! Wenn die Leute eine Möglichkeit haben, z.B. im MKO unterzukommen, dann ist das sehr gut und dann muss jeder von uns seinen Platz im Musikleben finden, wenn wir das wirklich lieben. Vielen Dank für das Interview! Das Treffen mit Prof. Krzysztof Wegrzyn war eine wunderbare Gelegenheit einen Blick hinter die Kulissen eines großen internationalen Wettbewerbs zu werfen. Es war nicht nur eine tolle persönliche Erfahrung, sondern hat auch unglaublich Spaß gemacht, denn mit Krzysztof Wegrzyn hatte ich das Glück eines sehr offenen und humorvollen Interviewpartners. VS Vor Kurzem ist die Wahl für den neuen Chefdirigenten des Münchener Kammerorchesters auf den 32-jährigen Clemens Schuldt gefallen. Dieser wird im Herbst 2016 Alexander Liebreich nach dessen 10-jähriger Amtszeit ablösen und das Orchester bis vorläufig 2019 leiten.
Schuldt, der zuerst Violine studierte und selbst jahrelang in bedeutenden Kammerorchestern als Streicher tätig war, ist heute einer der interessantesten jungen Dirigenten. Er gewann bereits viele namhafte Preise, wie 2010 den Donatella Flick Dirigierwettbewerb in London und stand schon bei den berühmtesten Orchestern der Welt, wie dem Philharmonia Orchestra oder dem London Symphony Orchestra, am Pult. Außerdem arbeitete er mit großen Dirigenten wie Sir Colin Davis, Valery Gergiev und Sir Simon Rattle zusammen. Sicherlich war diese beeindruckende Biographie nicht der einzige Grund für die Wahl des MKO. Michael Weiss vom Orchestervorstand äußerte sich auf der Internetseite des Orchesters zu den musikalischen Fähigkeiten des Dirigenten wie folgt: „In Werken von Mozart, Henze und Richard Strauss haben wir Schuldt als einen Künstler von höchster Kompetenz und mit einem brennenden Gestaltungswillen kennen gelernt, dessen genuin kammermusikalisches Partiturverständnis der Arbeitsweise des Orchesters unmittelbar entgegenkommt. Wir hatten dabei das Gefühl in Bereiche zu gelangen, in denen sich das gemeinsame Atmen von Dirigent, Musikern und Publikum ereignen kann.“ Ich persönlich bin sehr gespannt, wie Clemens Schuldt diese neue Position übernehmen wird, wobei ich der Meinung bin, dass er und das MKO herrlich miteinander harmonieren werden. Nicht zuletzt deswegen, weil sich Schuldt als ehemaliger Orchestermusiker sicherlich problemlos in die Sichtweise des Orchesters hineinversetzen kann. Auch sein Dirigierstil ist meines Erachtens dem Alexander Liebreichs v.a. in seiner Präzision sehr ähnlich. Und seine junge, aufgeschlossene und energiegeladene Art ergänzt sich bestimmt gut mit der Philosophie und der Spielweise des Orchesters. SH Am 15. Oktober konnte man endlich das 1. Abokonzert des MKOs zum Saisonthema „Isolation“ besuchen. Auch die Mitglieder unseres P-Seminars erschienen zahlreich zur Saisoneröffnung. Alexander Liebreich gestaltete eine humorvolle Konzerteinführung mit dem Basssänger Sergei Leiferkus. Ein dramatischer Einstieg bot Haydns Ouvertüre zur Oper „L’isola disabitata“ und fesselte die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Zuvor verglich Liebreich die „Unbewohnte Insel“ der Ouvertüre mit Nordkorea – isoliert von der Außenwelt, perfekt für intensive erste Eindrücke. In Sibelius’ Rakastava konnte man nicht anders, als der schönen Melodie in eine Welt der Gefühle zu folgen und den sehnsuchtsvollen Geigen zu lauschen. Fast konnte man schon ein unterdrücktes Seufzen im Saal spüren. Ich fühlte mich plötzlich in ein Schwarz-Weiß-Film zurückkatapultiert, wo sich Emotionen und Stimmungen noch mit der Musik ausdrückten. Von der melancholischen Stimmung, die Sibelius dem Publikum hinterließ, ging es weiter zur inneren Verwirrtheit. Sezers Werk fand einen unerwarteten und unverhofften Schluss aus dem Gefühlschaos. Zum Finale ertönte Schostakowitschs 14. Sinfonie, in der verschiedene Facetten des Todes dargestellt wurden. Schostakowitsch schrieb die Komposition der Sinfonie im Krankenhaus, dementsprechend ist auch die Grundstimmung sehr düster und der Gedanke an den Tod präsent. Sopran und Bass vermittelten die Intentionen der Lieder erfolgreich an das Publikum, denn diese verließen nach begeistertem Applaus nachdenklich das Konzert. Der gelungene Auftakt in die Saison „Isolation“ war äußerst vielversprechend und ich bin schon gespannt, was uns im nächsten Konzert erwartet.
WD Liebe Leserinnen und Leser,
zwei unserer Projekte sind bereits abgeschlossen: die Konzerteinführung und die Begleitung der Programmheft-Redaktion. Der Blog läuft ja quasi als ein „unendliches“ Projekt und wird, wie Sie vielleicht an den unterschiedlichen Kürzeln gemerkt haben, von den restlichen Seminarteilnehmern tatkräftig unterstützt. Bleibt also nur noch ein Projekt übrig, das langsam (in mühevoller Arbeit!!) Form annimmt: „Erstellung einer Broschüre zur Musikvermittlung an Kinder- und Jugendgruppen“! Nach einer Präsentation beim MKO-Management haben Frau Beck (MKO) und ich die Texte nochmals überarbeitet und dabei eine Fokussierung auf Kinder- und Jugendgruppen vorgenommen. Nun haben wir noch Verstärkung von Miriam bekommen, die ebenfalls die Texte Korrektur gelesen hat, sodass an diesen nun wirklich nichts mehr auszusetzten sein dürfte. Nächste Woche geht es wieder ins MKO-Büro und die Broschüre wird abermals vorgestellt. Danach dürfen wir Schüler bei der Bilderwahl mitwirken und die Texte bis zum Druck begleiten. Bis Weihnachten halten wir dann hoffentlich einen wunderbaren, ansprechenden Flyer in Händen, der viele Kinder und Jugendliche sowie deren Lehrer und Leiter motiviert, sich in den vielfältigen Angeboten des MKO mit der „klassischen“ Musik auseinander zu setzen! Ebenfalls zum Thema Musikvermittlung für Jugendliche organisiert das P-Seminar mit Hilfe des MKO ein Konzert im Januar oder Februar nächsten Jahres in unserer Schule. Dort werden wir unsere dann hoffentlich alle abgeschlossenen Projekte kurz präsentieren. Außerdem wollen wir durch dieses abschließende Projekt unseres P-Seminars zeigen, dass die Partnerschaft zwischen dem MKO und dem Pestalozzi-Gymnasium ein grandioser Erfolg (für beide Parteien!) war und in den weiteren Jahren gefestigt werden sollte. Nähere Infos gibt es zeitnah auf der Website des MKO. SZ In diesem Jahr wird in Hannover zum achten Mal der Internationale Joseph Joachim Violinwettbewerb ausgetragen, der zu den renommiertesten der Welt gehört. Dieser Preis gilt als Sprungbrett für eine internationale Karriere. So sind Preisträger aus früheren Jahren beispielsweise die Münchner Geigerin Arabella Steinbacher, Nemanja Radulovic und Anton Barachovsky, Konzertmeister des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, um nur einige zu nennen. Auch das MKO ist mit dabei: Unter der Leitung von Daniel Giglberger wird es in den Semifinalrunden vom 4. bis 6. Oktober 2015 die Violinkonzerte von W. A. Mozart begleiten. Zwölf Teilnehmer haben sich mit Werken für Solo-Violine und einer Sonate für Violine und Klavier in die Semifinalrunden gespielt. Zu ihnen gehört unter anderem Diana Tishchenko, die bereits im Finale des ARD-Musikwettbewerbs gespielt hat und mit Daniel Giglberger KonzertmeisterIn des MKO ist. Am 8. und 9. Oktober wird sich dann entscheiden, wer die diesjährigen Preisträger des Wettbewerbs sind. Ich habe die grandiose Gelegenheit das Gala-Preisträgerkonzert des Wettbewerbs genießen und unser P-Seminar im Publikum vertreten zu können. Wer ebenfalls gerne Teile des Wettbewerbs sehen möchte, kann die einzelnen Runden auf der Internetseite des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs auch nachträglich mitverfolgen. VS Die Sommerferien sind vorbei und wir gehen mit großen Schritten auf das Abitur zu. Damit rückt auch das Ende unseres P-Seminars näher. Copyright Bartek Barczyk
Zum Ende der Sommerpause konnten wir uns mit Daniel Giglberger, dem Konzertmeister des MKO, treffen. Er wird auch beim ersten Abonnementkonzert der neuen Saison, das von Alexander Liebreich dirigiert wird, am ersten Pult sitzen, also stellten wir ihm einige Fragen, die uns seit dem letzten Abokonzert beschäftigten: Welche Fähigkeiten muss ein Musiker mitbringen um ein Orchester anführen zu können? Was macht einen Konzertmeister aus? Es ist sicherlich ein Unterschied zwischen einem wirklich großen Symphonieorchester mit einem Dirigenten und einem Kammerorchester. Die Aufgaben im Kammerorchester sind vielfältiger, dadurch dass wir mehr Stimmproben in Eigenregie machen und dass wir viele Konzerte auch ohne einen Dirigenten spielen. Gleichzeitig habe ich im Kammerorchester auch eine Erleichterung, da die Kollegen sehr viel aktiver, kreativer und konstruktiver mitarbeiten. Das heißt, wenn wir ein Projekt ohne Dirigent machen, sehe ich mich eigentlich mehr als Moderator und Ordner, weil wir versuchen, die Programme so zu erarbeiten, dass sich jeder einzelne darin wiederfinden will und kann. Grundsätzlich muss man natürlich in erster Linie gut spielen können. Ich muss als Konzertmeister nicht nur wissen, was man mit einer Stelle oder einem Stück machen kann und in welche Richtung das gehen soll, sondern das Gewünschte auch selber vorspielen können. Ansonsten gibt es viele soziale Fähigkeiten, die nicht zu unterschätzen sind. Man muss zwischen Dirigent und Orchester vermitteln und versuchen den Dirigenten so zu verstehen, dass sich auch da die Kollegen wiederfinden können. Vielleicht bin ich auch jemand, der in vielen Momenten versucht, eine letzte Entscheidung zu treffen. Wenn es also verschiedene Meinungen oder auch Probleme gibt, müssen wir am Ende eine Lösung finden. Wir können nicht ohne Lösung auf die Bühne gehen, es kann musikalisch sein, es kann aber auch menschlich sein, also ähnlich wie in einem Fußballverein. Wenn wir keine Lösung finden, wie wir zusammenarbeiten, dann funktioniert keine Musik. Wie sind Sie zum Geige spielen gekommen? War das schon immer Ihr Traum? Nein das war nicht immer mein Traum. (lacht) Wir sind ein musikalisches Haus, meine Mutter war Musiklehrerin und ich habe zwei Brüder, die auch Musik gelernt haben. Wir haben einfach angefangen, wie die anderen auch. Jedoch hat es erst mein zweiter Lehrer geschafft, mich der Musik nahe zu bringen. Zu Anfang war es überhaupt kein Thema, das beruflich zu machen, denn ich hatte viele andere Ideen und Wünsche im Kopf, was meine Zukunft betraf. Irgendwann fing ich an, intensiver zu üben, mit dem Wunsch, immer besser zu werden und brach dann die Schule ab, um mit dem Studium zu beginnen. Spielen Sie auch noch andere Instrumente? Sagen wir es mal so, jeder sollte Klavier spielen können. Ich spiele ab und zu gerne vom Blatt, wenn niemand da ist. (lacht) Vor welchem Publikum spielen Sie am liebsten? Vor Freunden, Familie oder jungen bzw. älteren Zuhörern? Da mache ich keine Unterschiede. Man spürt auf der Bühne schon, ob der Saal mit jungen oder mit nicht mehr ganz so jungen Leuten gefüllt ist, aber das ist für uns als Orchester nicht relevant. Ich stelle mir immer vor, dass wir alle in einem Raum sitzen und eine gemeinsame Reise machen. Man merkt dann, ob sich ein Publikum auf so eine Reise einlässt oder nicht. TH & LG Musik ist eine feine Sache. Ich glaube, es gibt kaum einen Menschen, den Musik nicht berührt. Und in der heutigen Zeit fällt es zudem noch sehr leicht an Musik jeglicher Art heranzukommen. Da kann es schon einmal passieren, dass einem, während man gerade im Konzert sitzt, oder während man sich einfach in der U-Bahn über Kopfhörer durch Musik in eine andere Welt entrücken lässt, der Gedanke kommt: „Musik … Genau das möchte ich später beruflich machen!“
Und in der Tat scheint das Berufsbild Profimusiker äußerst attraktiv zu sein: Man gibt große Konzerte mit der Musik, die man liebt und wird dafür auch noch bezahlt! Hinzu kommt all die Anerkennung, die man genießt, und der Status, den man als Musiker innehat und das Bild, das man im Allgemeinen mit so einem Beruf assoziiert, ist schon etwas Besonderes im Vergleich mit anderen Berufen. Diese Bilder sind nichts weiter, als Illusionen. Wer heute Berufsmusiker werden möchte, wird irgendwann mit der oft stark ernüchternden Realität konfrontiert: Es gibt immer weniger Publikum, dafür aber immer besser werdende Konkurrenz, es ist zwar nicht unbedingt mehr Arbeitsaufwand, als in anderen Berufen, dafür ist er aber wesentlich größer, als er dem normalen Konzertgänger scheint, außerdem spezieller und er verlangt sehr viel Ausdauer, das Gehalt ist selten außergewöhnlich hoch, in einigen Fällen eher grenzwertig niedrig und manchmal läuft ein Auftritt halt doch nicht so, wie man sich das vorgestellt hat. Psychische Anspannung und Lampenfieber haben schon einige Konzerte ruiniert, zumindest meinen dies die betroffenen Musiker. Der Werdegang im musikalischen Geschäft ist äußerst riskant. Viele Aspekte der Musikindustrie lassen zudem die Frage aufwerfen, ob dieser überhaupt erstrebenswert ist. Wer nicht gerade eine Stelle in einer musikalischen Institution wie dem MKO bekommt, das sich durch seine Förderung der zeitgenössischen klassischen Musik eine künstlerische Nische aufgebaut hat, muss oft in Programmen mitspielen, die einem oft trivial vorkommen, oder manchmal sogar von wenig künstlerischer Bedeutung sind, die aber aufgrund der Gefälligkeit des Publikums gespielt werden müssen, damit man nicht sofort am Hungertuch nagen muss. Ich denke, das einzige, was einen heutzutage dazu bewegen kann Profimusiker zu werden, ist die bedingungslose Liebe zur Musik. Aus dieser heraus erklären sich die meisten dazu bereit, tagtäglich bis an die Schmerzgrenze Tonleitern und trockene Technikübungen zu praktizieren, um hinterher musikalisch ein wenig mehr ausdrücken zu können als vorher. Aus dieser heraus entsteht der Wille, sich dem oft sehr nervenaufreibenden musikalischen Betrieb hinzugeben. Auf jeden Fall braucht es Nerven, um heutzutage Musiker zu werden. Einige Musikstudenten studieren nebenher noch andere Fächer wie Medizin, oder Jura für den Fall, dass es mit dem Musikerdasein nichts werden soll. Außerdem ist der Druck bei Probespielen und manchen Konzerten für viele so hoch, dass sie zu gewissen Medikamenten, die oft ziemlich gesundheitsschädlich sind, greifen, um ihre Nervosität zu senken. Wer jedoch die Nerven und die bedingungslose Liebe zur Musik besitzt, der wird sicherlich im Musikerdasein eine unglaubliche Lebenserfüllung sehen. Und das wiegt oftmals sehr viele Nachteile auf! SH Wie in einem der letzten Blogbeiträge bereits erwähnt, sind wir kürzlich auf neue Informationen bezüglich der ersten Jahre des MKOs gestoßen. Bei einem Planungstreffen haben wir die nächsten Schritte für diese Zusammenarbeit mit dem MKO-Management festgelegt, bei der es um die Recherche der MKO-Geschichte geht.
Gemeinsam haben wir uns für eine digitalisierte Form der Aufarbeitung entschieden, die auf der Website des MKO verlinkt werden soll. Besonders der persönliche Aspekt soll natürlich in der entstehenden Arbeit nicht fehlen, da uns ja genau das durch das gegebene Material ermöglicht wurde. Deshalb wird es an Fotos, Berichterstattungen aus dieser Zeit, Anekdoten und persönlichen Zeichnungen natürlich nicht mangeln. Was uns bei diesem Projekt an Erfahrungen fehlt, z.B. im Bezug auf das Layout, gleichen wir durch Motivation aus, weswegen wir sehr positiv in die Zukunft schauen. Auch steht uns das MKO bei Fragen jeder Art unterstützend zur Seite. Vielen Dank dafür! Wir sind gespannt, was wir aus dem Material alles machen können und freuen uns darauf bestehende Lücken in der Geschichte zu schließen. CH Hier schon mal ein kleiner Vorgeschmack aus dem Archiv von Christoph Stepp: Das MKO in seinen Anfangsjahren unter der Leitung von Christoph Stepp, fotografiert von Paul Moor, Sophiensaal München Ungeduldig und voller Erwartungen auf einen weiteren wunderschönen Abend voller Musik saß ich im Prinzregententheater und blickte durch den nahezu komplett ausgefüllten Saal. Die Atmosphäre war unglaublich, es schien so, als würde jeder das letzte Abonnementkonzert in dieser Saison mit allen Sinnen genießen.
Ich aber freute mich besonders auf die Uraufführung von David Fennessy’s Werk „Hirta Rounds“, welches ich schon am vorherigen Tag im Rahmen eines Werkstattkonzertes mit dem Titel „2x hören“ erleben durfte. Dort habe ich mir einen ersten Eindruck von dem jungen Komponisten und der Entstehung dieses Stückes machen können. Fennessy erzählte, dass er die Schule abgebrochen hatte, um klassische Komposition zu studieren. Das faszinierende dabei war, dass eine Rockgitarre ihn auf diese Idee gebracht hat. Weiterhin erzählte er, dass er vor einiger Zeit Hirta besuchte, die Hauptinsel der Inselgruppe St. Kilda. Diese Insel war völlig abgeschieden von der restlichen Welt, oder wie Fennessy es selbst ausdrückte: „A rock in the middle of the ocean“. Trotz dieser Abgeschiedenheit lebte dort einst eine kleine Gruppe von Menschen, die um 1930 herum ausgewandert ist. Diese menschenleere Insel hatte laut Fennessy etwas Geisterhaftes, man habe immer noch die Anwesenheit dieser Gemeinschaft gespürt. Und genau diese besondere Atmosphäre war inspirierend für das Werk. Die 16 Musiker symbolisierten die kleine Gemeinschaft, das Stück war mit den unzähligen Flageoletts, leeren Saiten und Ober- und Untertönen durchaus geisterhaft. Für Fennessy war es zugleich „das simpelste und komplexeste Stück, das [er] jemals komponiert hat“. Mir persönlich gefiel das Werk sehr gut, das Bild von der einsamen Insel blieb während des ganzen Stückes im Kopf. Gleichzeitig war ich überrascht, wie interessant und schön so ein modernes Werk sein kann, das aus einem Gefühl oder einer Eingebung entstand. Das Publikum war auch begeistert von dieser Aufführung und gab einen langen, intensiven Beifall. Überall wo man hinschaute, sah man strahlende Gesichter. Im zweiten Teil wurde Ludwig van Beethovens Konzert für Violine und Orchester in D-Dur von der herausragenden Solistin Isabelle Faust gespielt. Ich war gerührt von ihrer Interpretation des Werkes und ihrem ausdrucksstarken Spiel. Eine nahezu feierliche Stimmung breitete sich im Saal aus, fast andächtig nahm man dieses Stück in sich auf. Nach den letzten virtuosen Klängen brach ein tosender Applaus aus, der minutenlang anhielt. Insgesamt war der Abend fantastisch mit solch verschiedenen, einzigartigen Werken, die einen manchmal zum schmunzeln gebracht und manchmal melancholisch gestimmt haben. Vor allem jedoch haben sie den Zuhörern die grenzenlose Welt der Musik nahe gebracht. So konnte man sich einerseits über ein modernes Werk wie „Hirta Rounds“ freuen, andererseits aber auch etwas Zeitloses wie Beethoven genießen. TTH |
AutorWir sind Schüler in der Oberstufe des musischen Pestalozzi Gymnasiums München. Unser P-Seminar im Fach Musik arbeitet eng mit dem MKO (Münchener KammerOrchester) zusammen. Wir bekommen Einblicke in die Arbeit der Profimusiker, der Manager und in so ziemlich alle Arbeitsbereiche einer solchen Institution. Einträge
Januar 2016
|